PA-1203 Er dreht, dreht und dreht...

Plattenteller-Amöbe
`N Abend zusammen!

Bin ganz neu hier - und mein Name ist Programm... verwirrt

Die Geschichte in der langen Version (Sonst weiter zu *** Augenzwinkern ):

Offen gesagt: Ich hatte nie einen Plattenspieler! Und von RFT (`tschuldigung!) wegen der westlichen Sozialisation bis vorgestern noch nie etwas gehört. Komme aus dem Maschinenbau und verstehe gerade noch ein bisschen von Direktantrieben oder Linearmotoren, könnte mittels FEM strukturmechanische Schwingungen im "Tangentialtragarm" Freude simulieren und Spannungs-Dehnungs-Diagramme und Dauerfestigkeitsschaubilder der Gehäuseschrauben erstellen, aber:
Elektronik? Da würde ich einen E-Techniker fragen (müssen)!

Nächste Woche werde ich zu einer ganz lieben Freundin nach Leipzig fahren. Deswegen nicht, aber sie hat Kummer mit ihrem 1986er PA-1203, an dem sie sehr sehr hängt. Sie hat mich gebeten, Werkzeug mitzubringen und ihren Plattenspieler zu reparieren. (Ja, sie ist weder E-Techniker(in) noch Maschienbauer(in), sonst hätte sie`s entweder selbst versucht oder aber sicher nicht darum gebeten... Augenzwinkern )

Ich werde sehr vorsichtig sein und mein Bestes geben, aber ein bisschen Hilfe könnt ich schon brauchen... unglücklich
Inzwischen habe ich also ermitteln können, dass es eben jenes Modell ist und mich ein bisschen eingelesen...
Außerdem habe ich glücklicherweise dieses Forum hier gefunden. smile

***

Völlig normales Verhalten des guten Stücks. Startet, dreht, man wählt die Geschwindigkeit, er setzt auf, spielt, der Arm kommt ganz nach innen in die Auslauf-Rinne...
Keine Rückführung des Arms, keine Reaktion auf "Stop", keine Reaktion auf "Power" (kann das?) er dreht weiter und weiter ...
Das einzige, was zum Anhalten des Direktantriebes führt ist der "Hausfrauen-Reset"! Stecker raus - Autsch! geschockt
Der Arm sollte doch am Ende abheben und zurückfahren, der Teller anhalten, oder?

- Mal reinschauen und die Funktion der Schalter prüfen / messen.
- Nach Sensorik suchen, die die Position des Arms in der Auslaufrille meldet und damit zur Abschaltung führt und reinigen.
- Nach schwelenden Augenzwinkern , verkohlten elektronischen Bauteilen suchen.
- `ne gute Idee haben.
- Hier nach einer guten Idee fragen
- Einen kompetenten Menschen in Leipzig aufsuchen.

... hilfe ... unglücklich

Herzlichen Dank! Für die Hilfe und die Geduld beim Lesen!

Die Plattenteller-Amöbe
minimaxx
Hallo Plattenteller-Amöbe,

auch auf die Gefahr hin, von den wirklich Wissenden im Forum ausgelacht zu werden, will ich mal meine Erfahrungen zu dem Fehler darlegen.
Der Schlitten des Tonarms hat hinten rechts und links einen Messingkontakt, welcher die Endlagen an den Prozessor übermitteln soll. Wenn dieser bei Linksanschlag des Schilttens nicht geschlossen wird, könnte es zu dem geschilderten Effekt kommen. Bei meinem war es so.
Wobei, während ich dieses schreibe, kommen mir schon wieder Zweifel. Der Dreher sollte sich trotzdem jederzeit über die Tasten stoppen lassen. Ich laß mal lieber die Fachleute schreiben. cool

Gruß
Peter
Steffen
Hallo "Amöbe",

wie Peter schon sagt, ich würde als allererstes den Messingkontakt am linken Ende der Tonarmschlittenführung überprüfen. Desweiteren diese hintere Führungsstange gründlich reinigen/entfetten, über diese läuft der Stromweg.

Auch ich finde es merkwürdig, daß das Gerät auf keinen Tastendruck mehr reagiert. Das könnte mich an folgendes Szenario glauben lassen: der linke Endkontakt schließt vorschriftsmäßig, in dem Moment geht die Elektronik davon aus, daß die Platte zu Ende ist und wartet auf die Tonarmrückführung, die nicht kommt. Der DA schaltet erst ab, wenn der Arm in Nullage ist und der rechte Messingkontakt betätigt ist, ergo: keine Armrückführung, kein Drehstop.
Also sollte geprüft werden, ob der Arm ÜBERHAUPT nach RECHTS fährt, also während des Betriebes mal die Rücklauftaste drücken und schauen, ob er reagiert. Ich vermute, er reagiert nicht, also wieder die üblichen Verdächtigen: das Transistorarray B 315 oder (selten) dessen Ansteuerung (@Peter: war bei Deinem 1205 so ähnlich der Fall, nur lief er ständig nach rechts ohne Abschaltung, ist aber noch mehr kaputt)

PS: der Powerschalter müßte eigentlich mit "Power on" beschriftet sein, er betätigt nur rein mechanisch per Schubstange ein Relais, was dann per Selbsthaltung angezogen bleibt. Das Netz-Ausschalten wird über die Stop-Taste realisiert, am Ende der Abschaltvorgänge fällt das Netzrelais wieder ab und trennt damit den Primärkreis zum Trafo.

CU

Steffen
Dietmar-Klaus
Hallo Plattenteller-Amöbe

Mein Tip ist (Aus der ferne lässt sich schlecht eine Fehlerdiagnose stellen )
Die Zuleitungen zum Tonarmschlitten überprüfen insbesondere das
soooooooo berüchtigte Flechsband mit einem Ohmmeter durchmessen,
und dabei die Freundin mal daran (beim Messen ) wackeln lassen.
Aber Vorsicht nicht am Eigenen Flexband ,es würde jucken .(Hoffendlich ! )
Entdeckst du dabei eine Unterbrechung (Am Flexband vom Plattenspieler,
nicht an Deinem ),so ist es hinüber und so ein Teil ist schlecht zu bekommen.
Als Ersatz würde ich dir aus alten DDR Kassettenrekordern die Tonkopflizze
empfehlen. Ich habe mal selbst so ein Flexband am Plattenspieler durch
Tonkopflizze ersetzt.
Ich hoffe du nimmst meine Erörterung nicht so ernst , denn wie Sang Roberto Blanko mal : Ein bisschen Spass muß sein .
Viel Spaß !

MfG.: Dietmar-Klaus
ggrohmann
Zitat:
Original von minimaxx
Hallo Plattenteller-Amöbe,

Der Schlitten des Tonarms hat hinten rechts und links einen Messingkontakt, welcher die Endlagen an den Prozessor übermitteln soll. Wenn dieser bei Linksanschlag des Schilttens nicht geschlossen wird, könnte es zu dem geschilderten Effekt kommen. Bei meinem war es so.


Das ist ein bekannter Effekt bei diesem Gerät, hatte ich gestern erst. Dann (wenn der Tonarmschlitten erstmal links ist) läßt sich das Gerät auch nicht mehr über die Tatatur steuern. Also die hintere Abdeckung abnehmen und die Kontaktfedern säubern.

Guido
Plattenteller-Amöbe
Ihr seid Helden!

Hatte heute beim Aufwachen schon mal schnell geschaut und bin den ganzen Tag mit einem breiten Grinsen im Gesicht herumgelaufen!

Dann hat unser Elektronik-Labor einen Besuch bekommen und ein etwas "gesitteterer" Lötkolben als meiner (30 W, 5 mm Spitze :rolleyessmile liegt bereit. Ausserdem habe ich mal ein Platinen-Löt-Praktikum gebucht, sollte es ganz schlimm werden... Augenzwinkern

Aber das hört sich ja eigentlich erstmal alles sehr human und sogar für ein Mann meines Faches schaffbar an: Messing-Kontaktfedern wienern! Cool! Kann ich. (Glasfaser-Radierer vom Tusche-Zeichnen) Entfetten kann ich auch.

Bin Euch sehr dankbar! Freude

Nächster Schritt: Die Tür schließen mit dem Kommentar: "... muss mich konzentrieren...", ein paar elektronische Bauteile aus dem Fernseher vom Sperrmüll auspacken und verstreuen, Unmengen von Flussmittel verrauchen lassen, Lötzinn auf dem Boden verteilen, die Fingerspitzen über `ner Kerze mit Ruß beschichten, (derweil ein Bier trinken), Haare durcheinanderbringen und mit mattem Stimmchen "...fertig..." die Tür wieder öffnen. großes Grinsen
Das wäre im Sinne des Roberto! Oder, Dietmar-Klaus?!

Zurück zum Ernst des Lebens:

Sollte es wirklich am Flexband des Tonarmschlittens liegen: Ich würde von den netten Kollegen unseres Elektronik-Labors vielleicht mit Ersatz versorgt werden, wenn die so etwas hätten. In einem Tintenstrahldrucker findet man so etwas ja auch, denke ich. Tintenstrahldrucker gibt es viel mehr heutzutage, als alte Kassettenrecorder. Kann mir noch jemand sagen, wie viele Adern ich bräuchte und ungefähr welche Dimensionen des Bandes?

Besser einmal von Aachen nach Leipzig mit einem überflüssigen Flexband, als meine (wirklich sehr nette!) Freundin (, die ich von Roberto fern halte,) traurig mit `nem drehenden Teller zurücklassen... unglücklich

Soweit. Ist ja kein Literatur-Zirkel hier und Ihr könnt sicher noch ein paar anderen Leutchen helfen.

Merci vielmals! Ich gebe dann mal in jedem Fall Bescheid, wenn ich wieder im Lande bin...

Die Plattenteller-Amöbe
Dietmar-Klaus
Hallo
Plattenteller-Amöbe

Das Flexband vom PA1203 ist ganz anders aufgebaut ,als die Sorte die
heutsotage in Druckern,Scannern,Videorecordern,TV ,DVD Playern u.s.w.drinn ist.
Mach den Plattenspieler erst mal auf,und du wirst mir zustimmen.
Der Plattenteller liegt auf dem Direktantriebsmotor auf,kannst ihn runternehmen.
Willst du den Gehäusedeckel abnehmen,musst du zuerst den Feststeller des
Tonarms (1Schraube ) abmachen und dann das Plastikhinterteil .( 2 Schrauben hinten ) Danach den Tonarm abschrauben (nur 1 Schraube und zwar die die näher am Abtastsystem ist ,pass auf die Kabel im Tonarm auf) und legst ihn nach hinten.
Nun kannst du den Deckel vorsichtig nach oben wegziehen (Aufpassen am Bedienteil ist eine Art Klemme die den Deckel mit hält )
Jetzt die Überprüfung des Flexkabels, es ist nur gesteckt.
Es sind 12 Leitungen (Adern) auf den Flexkabel ,welche die NF Platiene,
Steuerplatiene und den Tonarm -Schlitten verbindet.
Drehe nicht an den anderen Schrauben des Schlittens herum,sonst bekommst du riiiiiiiesige Probleme !
Ich hatte auch die Überlegung anderes Flachbandkabel zu nehmen, bin aber
schnell davon abgekommen ,weil man muß Leiterplatten mit der Steckleiste
fürs Flexband anfertigen,verdrahten,und ob dann die gleiche Leichtigkeit des Tonarmschlittens noch da ist, glaub ich kaum.
Ich habe auch versucht das Flexband zu reparieren sprich an der Bruchstelle
wieder zusammenzulöten ganz vorsichtig,wurde aber eines besseren belehrt
denn die Folie ist so empfindlich ,sie schmolz kläglich dahin.
Darum hatte ich das Tonkopfkabel genommen und er läuft heute noch einwandfrei .

Und immer an die Sicherheit denken, Stecker aus der Netzdose beim
basteln!
Selbst an ausgeschalteten Geräten kann man noch eine gewisch bekommen,
durch aufgeladene Elkos und Bildröhren .

MfG.: Dietmar-Klaus
Steffen
Hallo,

da ich gerade 2 1205er (der 1205 ist die höherwertigere Variante des 1203 mit Display und Titelprogrammierung, mech. Konzept ist identisch) offen stehen habe, hab ich mal die relevanten Dinge fotografiert.
Das erste Bild zeigt das Gerät mit abgenommener Haube. Rechts sieht man vom Tonarmschlitten abgehend das Flexband, was sich von dort über den Entzerrer zur Steuerelektronik zieht (die Steuerelektronik ist beim 1203 etwas anders, aber ähnlich). Das nächste Bild zeigt die beiden Kontakte (im Bild oben zu erkennen) und das letze Bild läßt das Flexband an der Steuerplatine erkennen, darunter das Transistorarray, welches sehr häufig kaputt geht, meist in Zusammenhang mit gebrochenem Flexband. Normal ist hier ein B315D drinnen, ich habe hier schon weil er kaputt war gegen den höher belastbaren B325D getauscht.

Mit großer Vorsicht geht die Haube auch problemlos ohne Demontage des Tonarms ab aber Vorsicht, sehr schnell bricht man dabei die Nadel ab!

Edit: Übrigens muß zum Wechsel oder Prüfen des Flexbandes nicht die Haube abgenommen werden, dazu nur den Plattenteller abziehen, zum Prüfen der Endschalter muß nur die hintere Plastabdeckung entfernt werden, dann liegen die Schalter frei zugängig!

CU

Steffen
fritze67
Zitat:
Original von Dietmar-Klaus

Selbst an ausgeschalteten Geräten kann man noch eine gewisch bekommen,
durch aufgeladene Elkos und Bildröhren .



Die Gefahr, an einer aufgeladenen Bildröhre eine gewischt zu bekommen, ist beim PA-1203 doch recht gering. Augenzwinkern
Ansonsten ist der Hinweis auf die Sicherheit durchaus berechtigt. Wobei bei den Geräten ab der S3000er-Anlage die 220V gut gekapselt waren.
Beim HiFi 50 war ich dann aber doch schon ein wenig erschrocken.

Ronald
Dietmar-Klaus
Hallo fritze67

Mit der Bildröhre habe ich doch nur allgemein gemeint,es ist ja ein Forum was
jeder lesen kann,und warnen kann man nie genug.
Es gibt ja Leute in anderen Foren,die schreiben wie sie sich die Finger an einein
geladenen Elko verbrannt haben .

MfG.: Dietmar-Klaus
Plattenteller-Amöbe
Ich fühle mich echt gut aufgehoben bei Euch! fröhlich

Bedanke mich bei Dietmar-Klaus für die Warnung und Montage-Tipps.
(Letzte Erfahrungen in dieser Hinsicht war die angebohrte 220V-Leitung in der Küche. Nichts passiert, HILTI ist ganz gut abgesichert. Lüsterklemme dazwischen, Spachtelmasse drauf, ZUNG! geschockt Das Zeug leitet, wenn es noch nicht trocken ist... Augenzwinkern 2. Versuch: Druckbetankung der Lüsterklemme mit Silikon - gleicher Effekt, ZUNG! (Warum gibt es kein Smile-unter-Strom-Ikon hier?). Und dann ganz brav, gescheit Schrumpfschlauch pro Leitung, umwickelt, großer Schrumpfschlauch drüber, Deckel, Spachtelmasse... cool )
Werde ganz vorsichtig sein!

Bedanke mich bei Steffen für Tipps, Beschreibung und vor allem die Bilder! Nun weiß ich schon mal, wie der "Patient" von innen aussieht. Bilder sind schon weitergeleitet in Richtung E-Labor. Vielleicht finden wir was. Die Maschbauer-Lösung ist angehängt: E-Kette.bmp Augenzwinkern
Sollte ich Ersatz für ein T-Array brauchen weiß ich ja, an wen ich mich wenden muss! smile

Werde Euch lobend erwähnen! Und jetzt beruhigt schlafen. 06:00 sagt mein Chef...

Gleichfalls gute Nacht wünscht die Plattenteller-Amöbe!
Plattenteller-Amöbe
Ist ja in meinem Fall Grund zur Freude!

Hatte versprochen, einen Bericht abzuliefern: Endlagen-Kontakte vom Schlitten mit dem Glasfaser-Radierer sauber geschrubbelt, Hände hinterm Kopf verschränkt, zurückgelehnt und grinsend das Auslaufen des Tellers betrachtet. Volle Punktzahl! großes Grinsen
Da war sogar noch Zeit für eine liebevolle Reinigung des Gehäuses. Der Energie-Ketten-Einbau ist verschoben... Augenzwinkern

Bedanke mich noch einmal bei allen Helfern! Grüße aus Aachen von der (elektrisch unbeeinflussten...)

Plattenteller-Amöbe
Purzel
Freut uns ,Dir geholfen zu haben
Die besten Grüße nach "Randbelgien " von Purzel
minimaxx
Hallo,

bist Du jetzt wenigstens als großer Plattenspielerguru gefeiert worden? Wie sah die Belohnung aus cool

Gruß
Peter
Plattenteller-Amöbe
Seid Ihr aber neugierig! cool

Hm, ich habe ein paar Druckstellen und noch immer keinen Hunger. Werde die nächsten Wochen mal Sport machen und versuchen, mit Ghandi-Food jenes Abendessen wieder los zu werden...
Das reicht Euch nicht, was?! Augenzwinkern Ich musste aber hier irgendwo anklicken, dass ich hier nicht "alles" erzählen (schreiben) darf. Zunge raus
Wenn ich wieder Hunger habe, lasse ich in "unserer" Werkstatt Edelstahl-Winkel für die Haube machen. Ich habe schon mal ausgemessen... Strukturmechanik liegt mir halt mehr rotes Gesicht

Es grüßt (fast aus Paris Augenzwinkern ) die

Plattenteller-Amöbe
fritze67
Das Problem sind wohl weniger die Winkel. Die Nachfertigung einer unkaputtbaren Haube käme da eher schon in Verdacht für einen
RFT-Nobelpreis!

Ronald