Motor-Betriebskondensator

Steffen
Hallo,

ich habe hier einen Lüftermotor mit elektronischer Steuerung. Auf der Steuerungsplatine (230-V-Anschluß) sitzt der Betriebskondensator für den Motor. Es ist ein quaderförmiger C mit 1µF und 450V AC, Made in China, ein typischer Chinese mit CBB61-Aufdruck. Der Motor läuft nicht mehr selbsttätig an, der C hat immerhin noch 0,096 µF Augenzwinkern
Meine Frage: was kann ich alternativ einsetzen? Im Netz und im Ersatzteilhandel gibt es ausschließlich die typischen Rundkondensatoren in Form eines Becherelkos und die chinesischen CBB61. Alternativ müßte doch sicher auch ein WIMA MKP gehen? Ich hab jetzt erstmal einen vorhandenen C reingemacht und das Gerät läuft einwandfrei. Aber geht das auch im Dauerbetrieb gut? Ist das ein spezieller Kondensator mit speziellen Eigenschaften? Warum hat der 450V AC? Weil der gerade günstig zu haben war oder hat das einen Grund?
Kann ich da bedenkenlos einen "guten" WIMA MKP10 mit 400V DC und 250V AC einsetzen?
Hab da im Netz wenig hilfreiches gefunden, außer daß die China-CBB61 minderwertig sein sollen. aber der Chinese hat immerhin auch knapp 20 Jahre gehalten.
Anbei mal ein Bild, links der defekte Chinese, rechts der WIMA, den ich da hätte.

Edit: nochmal ganz klar, da das viele verwechseln, es handelt sich hier um KEINEN Anlaufkondensator, sondern um den Betriebskondensator, also den, der IMMER in Betrieb ist, wenn der Motor läuft!

Danke

Steffen
ELEK
Hallo Steffen,

ganz genau kenn ich die Situation nicht, nur grundsätzlich: Diese Kondensatoren sind nichts "Besonderes" im Sinn der kapazitiven Wirkung, allerdings sollten sie im Fehlerfall keinen Brand entfachen, also praktisch X-Spezifikation einhalten. Die WIMA können das mWn. auch ohne X-Spezifikation, vielleicht sagt das Datenblatt etwas.
Zur Sicherheit könnte man eine Feinsicherung vorsehen.

Spannung: Da diese Kondensatoren als Reihenkondensatoren eine Phasenverschiebung in einer (Teil-) Wicklung des Motors machen, bestehen Bedingungen eines Reihenschwingkreises, der sicher nicht in Resonanz ist, aber dennoch kann eine Spannungsüberhöhung eintreten, wahrscheinlich deshalb die höhere Spannungsfestigkeit (450V AC bedeutet 1,41-fache Gleichspannungsfestigkeit !).

Ein ähnliche Betriebsfall sind kapazitiv betriebene Leuchtstofflampen, auch hier muß der Reihen-C 450V AC aushalten.

Wenn es der Platz erlaubt, würde ich 2 STück 2µF 250V~ in Reihe legen oder versuchen, einen für 450V~ zu bekommen.. Die Spannungsüberhöhung müßte man mit einem DMM aber auch messen können, wenn nicht mehr als 250V~ anliegen, kann der einfache WIMA bleiben.

Gruß Ingo
Steffen
Hallo Ingo,

in diversen Elektroniken (Abluftsteuerung, Pumpensteuerung, Zeitrelais...), wo ein 0,22...0,68 µF quasi als Reihenwiderstand eingesetzt wird, nehm ich immer X-Kondensatoren. Aber die gibts im normalen Handel halt auch nur als 250/275/300V.
Mit der Spannungsüberhöhung hast Du sicher recht, an soetwas hatte ich auch gedacht, deshalb meine Unsicherheit. Ich werd kein Risiko eingehen. Die Frage wäre nur, welches (deutsche) Produkt wäre hier einsetztbar? WIMA gibt es dann ja als MKP10 nur als 100V DC 600V AC, der paßt aber mechanisch nicht mehr, ist RM 37,5, mein Chinese hat RM 30. Der nächst kleinere hat 630V DC und (280V) 400 V AC, wobei mir nicht klar ist, was die Klammerangabe bedeutet. Vielleicht Dauerbelastbarkeit?

Steffen
ELEK
...ich würde es zunächst messen, wenn die Spannung tatsätzlich zu hoch ist für 250V~,

eventuell das:

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Alternativ und mit dem Platzproblem würde ich einfach wieder einen Chinamann einbauen, zur Degeneration neigen alle Kondensatoren dieser Leistungsklasse, die einen weniger, die anderen mehr, ich hab schon sehr viele X-Kondensatoren aus Kondensatornetzteilen austauschen müssen, gibt auch Berichte im Netz, bei Funktion als echter X merkt man ja nicht (sofort), wenn C immer weiter sinkt.
20 Jahre ist doch ne gute Lebensdauer.
Diese Kondensatoren haben ein schweres Leben, sie müssen echt als "Blindleistungs-Element" arbeiten, d.h. 100x in der Sekunde auf- und entladen. Hier aber natürlich nur 50 bzw. 100Hz, bei Zeilenendstufen gehts bekanntlich nochmal ne Nummer schärfer (Rücklauf-C).

(Ich vermute (!) auch, daß höhere Werte immer für kurzzeitige Beanspruchung ist, beim niedrigerem Wert in Klammern als dieser als Dauerbelastung.)

Gruß Ingo
Steffen
Hallo Ingo,

der vom blauen C würde gut passen, leider hat den kein gängiger anderer Händler und ich brauch aus der blauen Apotheke -auch aus Kostengründen- nichts weiter. Angie hat ihn nicht, Pollin nicht, Aswo hab ich auch keinen gefunden, also wird es doch der Chinamann werden.
Messen, da bin ich skeptisch, denn wieviel Spannung fällt im Anlaufmoment ab? Das wird mir mein Multimeter nicht verraten. Kommt man eh blöd ran, der sitzt ja auf einer Platine und die ist in extra Kunststoffgehäuse im Gerät drinnen, ich müßte da also erstmal paar Meßstrippen anlöten und ich wollte das Gerät eigentlich auch erst wieder zerlegen, wenn der neue Kondi da ist Augenzwinkern

Steffen
Goofi
In einem Kondensatornetzteil von einem Bewegungsmelder vom blauen C hat sich immer wieder der X-Kondensator (und damit der Bewegungsmelder selbst) verabschiedet. Es war ein Wima. geschockt

Mit einem Chinesen läuft das Ding.

VG René