Steffen
Hallo,
ich habe einen DKE38 hier, den ich mir gern restaurieren möchte. Die Grundsubstanz ist zwar nicht so toll, aber zumindest das Gehäuse ist fast im Neuzustand und nicht "Entnazifiziert". Also schonmal die halbe Miete
Leider hat schon mal jemand angefangen, das Gerät zu restaurieren, was für viele damit beginnt, ersteinmal alle Schrauben wegzuwerfen, das Typenschild am Chassis abzufriemeln (und auch zu verschmeißen) und erstmal alles irgendwie ablöten, bevor man das Gerät dann für Jahre in den Schrank stellt.
Da kein Typenschild mehr am Chassis ist, bekomme ich natürlich den Hersteller nicht heraus. Das Gerät hat zumindest kein Poti zum "Entbrummen" mehr und den Lautsprecher direkt ans Gehäuse geschraubt (ohne Blechstreifen), also wohl nach 1940 gefertigt.
Auch hat schon mal jemand den Lautsprecherstoff ersetzt. Der neue sieht aus, wie original, nur leider schlampig verklebt mit irgendwelcher Duosan-artigen Pampe und nicht gespannt. Also ersteinmal wieder vorsichtig entfernt.
Dazu die Frage:
Wie spann ich den Stoff? Verkleben möchte ich ihn der Originalität halber nicht mit Sprühkleber, sondern mit Weißleim. Aber spannen? Ich kann ja im Bakelitgehäuse keine Sattlernadeln stecken? Sollte ich mir da eine Hilfskonstrunktion aus Pappe oder Sperrholz basteln, auf die ich den Stoff spanne? Dann mitsamt der Pappe einkleben und nach dem Trocknen die Pappe entfernen? Oder gibt es da eine bessere Methode?
Wie kann ich im Bakelit die M3-Gewinde der Schrauben zur Lautsprecherbefestigung instand setzen? Die hat offenbar mal jemand zu fest angezogen und überdreht. Ich möchte ungern die Schrauben einkleben. Vielleicht mit Kolophonium? Oder sind das gar Zollgrößen? Ich möchte nichts "zerrammeln".
Die VY2 fehlt, kein Problem, da kommt eine Diode mit Vorwiderstand rein. Aber die VCL11, die sieht komisch aus: kein Lacküberzug mehr, stattdessen über dem Sockel dicht ein Draht ringsherum gewickelt und dann die Röhre mit an dem Draht anliegender Alufolie umwickelt! Wohl eine pragmatische Lösung nach dem Motto: hauptsache es funktioniert.
Aber das ist eine spätere Baustelle, ersteinmal alles säubern und Kondis ersetzen, schauen, was noch so alles fehlt. Der Netzschalter ist auch abgebrochen, da muß ich wohl den Knebel aus Pertinax neu anfertigen. Rückwand fehlt leider auch, wie so oft.
Steffen
Marcus
Hallo Steffen,
bei dem Gewinde:
Ich weiß nicht, wie stark die Wandung im Bakelit ist. Wenn die 3-4 mm Fleich hat, würde ich auf die aufbohren und ein Helicoil einsetzten, was dem originalen Gewinde der Schrauben entspricht. So ein entsprechendes Set haben wir in Heidenau.
VG Marcus
CSI
| Zitat: |
Original von Steffen
...Wie spann ich den Stoff?... |
Stoff anfeuchten und einkleben - wenn der Stoff trocknet spannt er sich dann automatisch... Geht aber nur bei original Bespannstoff - Kopfkissenbezug oder so was geht da nicht...
Zippel
Hallo Steffen,
weil es bei mein DKE leider die Pappe eingedrückt hatte durch zu losen Stoff sicherlich begünstigt hab ich den Stoff auf ein Lochgitter geklebt. Beim Quelle DKE war ja nur ein Gitter davor, hab mir also solches Lochgitter besorgt und zurecht geschnitten. Hab dann leicht mit Sprühkleber das Gitter eingesprüht und nach dem ablüften den Stoff draufgedrückt und fertig. Das Gitter dann einfach mit den Lautsprecher befestigt, sieht aus wie gespannt und Narrenhände können den Stoff auch nicht mehr eindrücken.
Quelle DKE:
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Gruß Zippel
Wenn im Bakelitgehäusen die Gewinde zu ausgeleiert sind und man auch nicht tiefer bohren kann schneide ich von den Schrauben die Köpfe ab und klebe diese dann als Bolzen in die Gehäuse ein. Nach dem festwerden U - Scheibe und Mutter und man könnte denken muss so iss. Hab da schon viele Befestigungen gerettet.
Steffen
Hallo,
inzwischen bin ich bzgl. der Gewinde unsicher geworden. In der Bucht bietet einer Schrauben für den VE an: M3,5. Wenn der VE M3,5 hat, wäre es sicher sehr wahrscheinlich, daß auch der DKE M3,5 hat. Oder eben eine Zoll-Größe, die M3,5 entspricht. Da wäre es dann klar, daß meine M-3-Schrauben sich zwar problemlos einschrauben lassen, aber eben nicht festziehen. Ich glaub, da muß ich mal nach M3,5 mit altmodischem Kopf suchen.
Wegen dem Stoff, ich will das original restaurieren. Also kein Gitter drunter und auch nicht, wie im Netz teilweise vorgestellt, einen Pappring aufgeklebt. Ich möchte nur den Stoff einsetzen, so wie im Original.
Daß mit dem Anfeuchten ist natürlich bekannt, löst aber das Problem noch nicht.
Ich werde mir wohl eine Pappe oder Sperrholzplatte schneiden mit Außendurchmesser gleich Durchmesser des äußeren Rings innen im Gehäuse, dann den Stoff dort feucht aufspannen, mit Sattlernadeln oder alternativ Pins der Pinwand sichern und das ganze Konstrukt im Gehäuse einkleben, nach Trocknung die Pappe raus und überstehenden Stoff abschneiden.
Ich denke, so ähnlich wurde es bei der Herstellung auch gemacht, die hatten sicher auch eine Art Stempel, mit dem der gespannte Stoff eingesetzt und verklebt wurde.
Steffen
IngoR
Hallo Steffen,
ich habe noch einige DDR-Elektroschrauben. Die sollten am DKE passen (ich probiere nachher mal), kannst du gern welche haben. Ich habe einen "Vorführ"- DKE mit einem kleinen 12V-Trafo und einen Zwischensockel mit einer PCL86 bestückt, läuft suuuper damit.....
Ich mache mal Fotos. Das ist alles in weniger als 5 Minuten rückbaubar.
Hier zunächst ein paar nützliche Scans:
Grüße
Ingo
senx
Hallo Steffen,
mache Dir für den Stoff einen Rahmen aus Hartfaser.
Fotos sind von meiner Lösung.
Im Gehäuse den Stoff spannen und kleben ist leider eine vergessene Kunst.
Gruß
Wolfgang
P.S. Schrauben sind M 3,5
Zippel
Ist ja kein Muss sondern nur Vorschläge, Originalität ist schon gut aber manchmal ist eben anders besser noch dazu wenn man es nicht sieht. Fehlkonstruktionen gab es ja schon immer.
Gruß Zippel
RPF
sollte die VCL11 noch gute Emissionswerte haben, reinigen und mit Graphit Lack behandeln.
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der kann nach Austrocknung mit matt Silber Lack übersprüht werden sieht aus wie neu. Ist die VCL11 tot kannst du von mir eine UCL11 bekommen mit matt Silber Lack übersprüht ist sie von der VCL11 nicht zu unterscheiden.
Eine AB2 zum schlachten, als Ersatz VY2 habe ich auch, von der AB2 Glaskolben abschneiden und Diode drunter verstecken. Mit einer LED kann man sogar die Heizung imitieren.
Rolf
IngoR
Hier ein paar Bilder von meinem "Vorführ-DKE". Da ich einen gut restaurierten DKE habe und noch ein gutes Gehäuse hatte, aber ein sehr schlechtes Chassis mit defektem Heizwiderstand, kam mir die Idee zu dieser Variante....
Letzten Endes sind nur zwei Lötstellen der 230V-Versorgung des Trafos nötig. Die 12V-Heizspannung geht direkt zum Adapter VCL11--> PCL86.Die Diode habe ich einfach unter dem Chassis an die VY-Fassung gelötet....
Der PCL-Adapter hat noch einen Widerstand, damit die PCL nicht anfängt im HF-Bereich als wilder Oszillator zu arbeiten

. Ansonsten sind die Anschlüsse 1:1 verdrahtet. So kann der DKE plärren, ohne dass man Angst um die VCL11 haben muss....
Grüße
Ingo
IngoR
hier noch zwei Fotos der Schrauben. Es ist die Sorte Schrauben, die zur Leiterbefestigung in vielen DDR-Schukosteckern genutzt wurde.
2brueck
Hallo Steffen
Die Schrauben in den DDR Abzweigdosen auf dem Klemmring (Kreuz FR Dose oder Kreuz mit Loch UP Dose) sind auch 3,5mm.
VG Lutz, de2bru
fritze67
M 3,5 war doch in der DDR das so genannte "Elektrikergewinde". Wurde z.B. auch gern an Klemmen von Schützen verwendet.
Gruß
Ronald
EAW 145 Fan
Moin
Was für ein geiles Teil
Welchen Bereich ( kHz ) empfängt das Gerät ?
Gruß und Danke
IngoR
Langwelle und Mittelwelle.
....wobei in zeitgenössischer Literatur für Langwelle 1000-2000m (ca. 150....280 kHz) angegeben wird und für Mittelwelle 200-600m (ca. 530...1400 kHz). Mit dem Kopenhagener Wellenplan nach dem 2. Weltkrieg wurde der MW-Bereich bis 1606 kHz erweitert.
Steffen
Hallo an alle,
vielen Dank für die Vorschläge und Hilfen.
Also doch M 3,5. Da muß ich mal meine Bestände nach alten DDR-Elektro-Komponenten durchsuchen, hab da wohl leider wieder mal viel zu viel weggeworfen.
Mit dem Lautsprecherstoff werde ich mal experimentieren, im Netz fand ich noch ein Bild, da hat jemand als Stempel Muttis Blumenuntersetzer verwendet, der exakt paßte. Das würde das Selbstanfertigen umgehen.
Per WhatsApp habe ich ein "Notradio" mit DKE-Chassis angeboten bekommen, was als Spender und ggf. Verdrahtungsvorbild herhalten kann. Dort ist die VCL11 noch drauf und sieht optisch recht gut aus, die VY2 ist dort schon durch ein Konstrukt aus Se-Gleichrichter und Widerstand ersetzt, so wie es ja zeitgenössig oft gemacht wurde, wenn die VY gestorben war.
@RPF: an der Schlachtröhre hätte ich Interesse, da diese bei meinem ganz fehlt.
Die VCL11 hab ich noch nicht weiter untersucht, ich muß ersteinmal das Gehäuse und das Chassis aufhübschen.
@Ingo: wow, Du hast sogar die Rückwand ohne Herstelleraufdruck, die ist glaub ich selten und gehört zur letzten Ausführung. Vorteil, sie paßt universell.
@all: was mir noch fehlt ist die Rückwand mit passendem Typenschild fürs Chassis, der Netzschalterhebel und die 2 Elkos a 4 µF nebst Schelle. Letztere fehlen komplett und ich möchte die Originale gern zum Neubefüllen verwenden.
Danke
Steffen
kampfruderer
Bitte nicht VCL11 und UCL11 in einen Topf werfen:
VCL11 wurde extra für diese miese Klirrbüchse entwickelt und hat viel schwächere Systeme und schlechte interne Abschirmung. Damit machte sie schon im Neuzustand Ärger.
UCL11 wurde für richtige Radios mit guter Tonqualität entwickelt. Sie ist ohne Zicken und liefert ca. 4 Watt Sprechleistung.
Gruß
Christian
RPF
bei den Schrauben Vorsicht ! Länge messen 1mm bis 2mm zu lang, da drückst du auf der Außenseite das Bakelit weg, zu kurz geht das Gewinde flöten.
mit der Röhre warte ich noch bis du den Zustand der der VCL11 kennst.
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Die alten Kondensatoren neu befüllen kann man nur wen man alte hat, Bilder der alten Kondensatoren findet man im Netz, Papprohr gibt es in verschiedenen Stärken und einfache schwarze Knetmasse zum Verschluss nehmen. Das oben angebotene Rohr geht für die 4µF, 4,7µF 450V gehen da spielend rein.
Wenn du einmal das Bild als Datei hast kannst du die Serienproduktion der Kondensatoren aufnehmen.
Rolf
Marcus
Hallo Steffen,
mit den Schrauben kann ich sicher aushelfen. Wie viele benötigst Du?
Bei den Elkos schaue ich mal nach.
VG Marcus
Steffen
Hallo,
hier mal 3 Bilder vom Chassis, wie ich es vorgefunden habe. Der stehende Widerstand ist nicht original, da habe ich aber den alten defekten und einen intakten, authentischen.
Es ist eine Ausführung mit vollem Skalenrad, ohne Poti an der Rückseite, jedoch mit Drossel. Müßte also DKE 1940 sein, Baujahr 1940...1944.
@Marcus, Schrauben brauch ich 4 für den Lautsprecher und 5 für Rückwand- und Chassisbefestigung, also zusammen 9 Stück. Eine Chassisbefestigungsschraube hab ich gesehen, steckt noch abgebrochen im Bakelit, da muß ich sehen, ob ich die irgendwie herausbekomme ohne Schaden zu machen.
@Rolf, ja, mit den Elkos in Pappröhrchen, das ist mir schon klar. Nur ohne originale Elkos kann ich mir eben keine Druckdatei erstellen und die originale Schelle fehlt mir auch noch. Ich kann nur hoffen, daß das Notradio Cs. aus der passenden Zeit hat, damit ich dort abkupfern kann. Die passende Datei im Photoshop zeichnen, das ist für mich das kleinste Problem.
Im Netz hab ich keine Bilder gefunden von den Elkos, mit deren Hilfe ich die wirklich 100% authentisch nachmachen kann.
Steffen