Mein 1. Röhrenradio: Weimar

Marcus
Hallo Fangemeinde!

Eigentlich habe ich mich davor immer etwas gescheut, aber nun ist es so weit: ich habe angefangen, mich mit der Röhrentechnik auseinander zu setzen.

Anlass dafür ist, dass ich das Röhrenradio meiner Großeltern bekommen habe, da es nicht mehr so richitg will. Dieses Radio vom Typ Weimar haben sich meine Großeltern von ihrem damaligen Hochzeitsgeld gekauft und ist seit dahin in deren Besitz gewesen. Mein Opa ist nun schon über 12 Jahre tod aber ich sehe ihn noch immer vor dem Radio sitzen, wie er die 7 Uhr Nachrichten hört und Oma darauf hinweist, dass sie ruhig zu sein hat Zunge raus .

Naja, also ich möchte somit dieses Radio im Familienbesitz behalten, auch wenn es nun nicht zwingend das "Supergerät" ist.

Derzeit habe ich angefangen, die Röhren zu ziehen und das Innenleben vom Staub zu befreien. Weiter habe ich das Gehäuse vom Chassis getrennt und versuche nun ersteinmal die Sahnebonbons aufzuschreiben. Irgendwo hatte ich auch mal nen Schaltplan...
Wenn ich so weit bin, stelle ich die Werte mal hier rein, vielleicht kann mir jemand mit brauchbaren DDR-Teilen aushelfen.

Gibt es noch Tipps, was ich beachten sollte und was noch zu tauschen wäre. Es sind noch einige Frolyts drin, soll ich diese lassen?
Da der Ton immer etwas verbrummt war: kann man den Ladeelko vorgrößern? Oder ist das bzgl. der Gleichrichterröhre nicht so günstig.
Achja, das Gerät sollte aus dem Jahr 1966 sein.

Ich stelle noch ein paar Bilder mit rein. Leider sind die Knöpfe auch nicht mehr die besten. Mir welchen Mittelchen kann man diese reinigen?
Die Skala scheint noch recht gut zu sein. Macht es Sinn, diese irgendwie zu behandeln, damit der Lack nicht bröselt?
Bei den Röhren bin ich mir nicht soo sicher, wie gut die noch sind. Aber da kann mir ja vielleicht ein Röhrenexperte mal weiterhelfen.

Ich bitte noch zu beachten, dass ich hier nicht alles sofort erledigen kann, da ich derzeit in allen Richtungen mächtig eingespannt bin. Bis Mitte April habe ich u.a. mit der Renovierung und kompletten Neueinrichtung unseres Schlafzimmers zu tun. Ich bitte daher um etwas Verständnis.

Anbei noch die Bilder.

VG Marcus
kampfruderer
Hallo Marcus,

das Radio sieht ja noch wirklich gut aus!

Zur Prüfung / Beurteilung der Röhren: das kannst du sehr gut auch im Gerät machen. Nach Tausch der Papierkondensatoren und Nachmessen aller Widerstände kannst du die erste Inbetriebnahme wagen.

Jetzt kannst du alle Spannungen (nach Schaltplan) im Netzteil und an den Stufen messen. Entweder mit dem empfohlenen Instrument oder digital. Bei letzterem sind je nach Punkt in der Schaltung die angezeigten Werte höher (geringere Belastung der Schaltung, da mußt du rechnen!). Stimmt der Arbeitspunkt einer Stufen in etwa, ist die Röhre idR in Ordnung. Ist an einer Röhre trotz richtiger Gittervorspannungen der Anodenstrom deutlich zu gering (-30%), dann hat die Röhre in der Emission nachgelassen. Der Anodenstrom läßt sich gut und schnell indirekt am Siebwiderstand der jeweiligen Stufe messen *).

Nach meiner Erfahrung haben es die Trioden im UKW-Teil (2x EC92 oder ECC85) aufgrund der gewählten Arbeitspunkte meistens hinter sich und auch ECH81 sind oft nach Jahrzehnten der Nutzung schwach.

Falls du abgleichen möchtest, empfiehlt sich vorher ein Schnelltest aller Trimmkondensatoren: Durchgangsprüfer mit einem Ende an die Einstellschraube, mit anderem Ende den Silberbelag abtasten. Piepst / leuchtet er dabei nicht, ist der Belag weggegammelt -> Trimmer tauschen.

Gruß
Christian

*) etwas anderes macht ein Röhrenprüfgerät auch nicht: passende Heiz- Gitter- und Anodenspannungen anlegen, Anodenstrom messen.
wonni 1953
Hallo Marcus,

dann wünsche ich Dir viel Erfolg bei Deiner ersten Röhre. Ich hab zwar keine Ahnung, aber immerhin schon 6 davon wieder zum Leben erweckt. Das wird schon. Meist ging es mit einer Kondensatorkur (Papierkondensatoren + Teerbomben). Ausser am Hasenstall, da waren beide AÜ im Ar.....und wenn man von den Fehlern absieht, die ich mir selber eingebaut hatte.
Ein Brummen hatte ich an meinem Hasenstall dann auch. Es war aber lediglich eine schlechte Masseverbindung der Lade- und Sieb- Becherelkos zum Chassis.
Defekte Röhren hatte ich auch nur bei den Magischen Augen (EM80 + 84). Allerdings kann ich nicht sagen, wie gut die Röhren noch waren. Ich habe kein RPG und wüßte es auch nicht zu bedienen.

Viel Erfolg und VG Michael
Marcus
Hallo Ihr beiden,

ich zweifel nicht darann, dass ich das Radio wieder zum Laufen bekomme, immerhin ging es ja bis vor kurzem noch, ich habe es selbst noch einmal getestet.
Ich weiß nicht so recht, ob ich nen Abgleich machen werde/muss. Zunächst werde ich die ollen Kondensatoren tauschen und mal sehen was passiert, vorher aber muss ich noch die Potis reinigen, da diese recht schön kratzen. Leider ist eines davon vernietet (Lautstärke), da muss ich aufbohren und dann sehen, wie ich das Poti wieder zusammen bekomme.

Christians Tipp zum Messen der Arbeitspunkte behalte ich ersteinmal im Hinterkopf. Dazu brauche ich aber einen ordentlichen Schaltplan, wo die entsprechenden Werte drinn stehen.

VG Marcus
wonni 1953
Hallo Marcus,
was ist es denn für ein Weimar. Unter GFGF.org sind verschiedene Modell des Weimar. Bei Deinem sieht es eher nach 5140 oder 5340 aus. Schaltpläne bzw. auch SU sollten das geringste Problem sein, wenn Du verrätst, was es für ein Weimar ist.

VG Michael
Marcus
Hallo Michael,

da muss ich selber suchen, denn das scheint auf der Rückwand zus tehen und die ist in der Garage geblieben, vom Staub auskompressorn.

VG Marcus
Steffen
Hallo Marcus,

die Knöpfe bekommst Du gut in Geschirrspüler oder Waschmaschine (dort im Wächenetz verstaut!) sauber oder in Handarbeit mit Fitwasser und (Zahn-) Bürste. Eine Vorreinigung (oder vielleicht auch gleich endgültig) geht gut mit "Aluminium- und PVC-Reiniger" von Berner. Letzteres löst jedoch Siebdruck, also Vorsicht, wo Du es hinsprühst. Wenn Du keine Bezugsquelle dafür hast, sag Bescheid, ich organisier Dir das bei Bedarf gern.

Steffen
Marcus
Hallo Steffen,

danke für den Hinweis. Die Knöpfe und Tasten sind ohne Siebdruck, scheinbar aus Kunststoff gefertigt. Da habe ich schon böse Überraschungen im Geschirrspühler mit Kunststoff gehabt. Dieser war allerdings schwarz und anschließend grau geworden. Meinst du scher, dass es dieser Plastik hier nichts ausmacht? Dann würde ich es natürlich ersteinmal im GS probieren.
Bei der Waschmaschine weiß ich nicht so recht, nicht das sie "zerkloppt" werden traurig .

VG Marcus
Steffen
Hallo Markus,

im GS nicht zu heiß und vor dem Trockenprogramm herausnehmen. Waschmaschine ohne Schleudern und in einem Wäschenetz innerhalb der Wäsche.
Immer unter der Voraussetzung, daß der Kunststoff nicht versprödet und bereits brüchig ist.
Der Farbverlust bei schwarzem Kunststoff ist immer dann, wenn das Zeug schon zu viel UV abbekommen hat und schon Teile des Weichmachers usw. verflüchtigt sind. Die Plaste war also vorher schon hinüber, man hats nur nicht sehen können. Das kenn ich gut von SKR-700-Teilen. Kann man aber mit Ballistol oft wieder in Ordnung bringen.

Steffen
thommi
Moin,

also, den Elko keinesfalls größer machen, die EZ 80 verträgt nur max. 50µF und die wurden auch immer ausgenutzt. Es kann aber sein, dass der Elko nicht mehr ok ist. Einfach mal testweise einen anderen genügend spannungsfesten einsetzen.

Die Papier Cs tauschen und auch die kleinen Elkos.

Das LS-Poti wenn du es entnietest geht mit M1 Schrauben vom Modellbau wieder zusammen.

Für die Tasten nimm normalen Fettlöser und ein Küchentuch, wirkt Wunder und geht schnell. Bei der GS Methode kanne s dir passieren dass alles zu heiß wird und sich die aufgeklebten Metallteile auf den Knöpfen lösen. Noch dazu dauert es lange.

Die Skala auf der Rückseite entstauben, vorne hilft Glasreiniger. Ansonsten ist sie nicht bekannt dafür zu bröckeln. Ich habe das gleiche Gerät und die Skala ist immer noch wie neu.

Die ECH 81 sieht schon ziemlich runtergerockt aus, da würde ich definitv eine neue reinsetzen.

Fang erstmal mit dem Netzteil an, dann die NF. Also erstmal alle Röhren ziehen, dann von hinten nach vorne Cs tauschen, dann testen brummt er ohne Röhren, mit EL84 oder erst wenn EABC 80 steckt.

soviel erstmal meine 2Ct dazu.

Thommi
Steffen
Hallo Marcus,

vorsicht mit Fettlöser, es gibt da tolle Mittel, die jedoch Kunststoff anlösen. Habe da mit Bref schon tolle Dinger erlebt. Also damit vorsichtig umgehen und ersteinmal irgendwo ausprobieren. Einmal versaut ist unwiederbringlich verloren!

Steffen
Marcus
Hallo,

gut, mein Fahrplan sieht wie folgt aus: Kondensatoren aufschreiben und Ersatz beschaffen. Dann sehen wir weiter und ich werde ersteinmal mit dem Brummen sehen, wie es weiter geht.
Ersatzröhren gibt es bestimmt bei Jürgen, griffbereit!
Um die Optik kann ich mich zum schluss noch kümmern, vielelicht ergibt sich noch etwas.

Danke für Eure Hilfe bisher. Ich melde mich.

VG Marcus
IngoR
Hallo,
warum macht ihr das so kompliziert, mit Waschmaschine, Bref, Fettlöser oder solchen Mittelchen? Ich nehme immer ein kleines Gefäß, erwärme Wasser so auf etwa 40..50°C, etwas Flüssigwaschmittel dort hinein und die Knöpfe dazu. Nach etwa 5 Minuten sind die Verschmutzungen durch das Waschmittel gelöst und mit einer alten Zahnbürste kann man den Rest erledigen. Nach dem Trocknen der Knöpfe benutze ich dann ein Küchentuch und eine gute Autopolitur. Danach sehen die Knöpfe fast wie neu aus. Vor der Behandlung mit Wasser schraube ich die Befestigungsschrauben raus, die sollen ja nicht rosten.
Edit: Tasten mit normalem Fensterputzmittel reinigen und ebenfalls mit Autopolitur behandeln. Ich habe mit Nigrin Hartwachspolitur (Leitnummer 2) gute Erfahrungen gemacht. Bei starken Verschmutzungen oder Kratzern Reinigungspolitur oder Lackreiniger vorher anwenden.
MfG
Ingo
Goofi
Hallo Marcus,

Zitat:
Original von Marcus
Ersatzröhren gibt es bestimmt bei Jürgen, griffbereit!


für Dich sicherlich. Augenzwinkern

Die Röhren bei Geräten aus den 60-ern sind oft noch gut. Die ECC85, die Triode der ECH81 und die der EABC80 sind die üblichen Sorgenkinder. Wenn der Oszillator überall (auch auf den KW-Bändern) schwingt ist bei der ECH aber alles ok.

Das Brummen wirst Du ohne Änderung nicht wegbekommen. Dessen Ursache ist die Nutzung eines Teils der Ausgangsübertragerwicklung als Siebdrossel. Dies wurde bereits in den Vorgängern des Weimar (und in vielen anderen Geräten) zur Materialersparnis so gemacht, auch in meinem 6118 mit UEL51-Endstufe.

Ich habe daher in die +-Leitung hinter den Ladeelko einen fetten 220-Ohm-Zementwiderstand und dahinter einen 100µF/400V-Siebelko geschaltet und nutze nur die Teilwicklung zwischen 1 und 2, R35 würde dann an 2 gelegt. Der Erfolg - der nervige Brumm ist verschwunden.

VG René
Marcus
Hallo René,

das mit dem Tipp zum Entbrummen ist ja super! Das werde ich mal mit aufnehmen.

@all:

Ich habe heute die Kondensatoren ausgelötet und liste sie mal hier auf:

2n2/250 V 1x
4n7/250 V 1x
4n7 630 V 1x
10n/250 V 2x
22n/250 V 1x
47n/160 V 4x

dann noch die Elkos:

5µ/70 V 1x
5µ/385 V 1x
50µ/25 V 1x
50+50µ/385 V 1x (Siebelko, der jedoch nur 2 Anschlüsse hat)
100µ/400 V (zu René´s Brummunterdrückung)


Vielleicht könnt ihr mal nachsehen und mit den entsprechenden Bauelementen aushelfen.
Anderenfalls muss ich die Kondensatoren halt bestellen.

VG Marcus
Goofi
Hallo Marcus,

bevor Du meinen Tipp befolgst schließe aber bitte erstmal alle anderen Brummquellen aus, also Masseverbindungen zum Tuner etc. Ich habe übrigens 2 herumliegende Elkos von 68µF und 33µF je 400V parallelgeschaltet, die 100µF sind nur ein Richtwert.

Sind alle von Dir genannten ausgelöteten auch Papierkondensatoren? Bei den 2,2 und 4,7nF/250V kann ich mir das nicht so recht vorstellen. In der Ersatzteilliste vom Raupenhaus ist die Bauart leider nicht angegeben.

Bei den Becherelkos liegt der Minuspol (fast) immer am Gehäuse, daher hat der kombinierte Lade- und Siebelko C60/61 nur die beiden Anschlüsse.

Bei gfgf.org gibt es übriges die SA zum schaltungstechnisch baugleichen Saalburg 5170 als "Schaltplan", falls Du die Unterlagen aus dem RH nicht hast.

VG René
Marcus
Hallo René,

das mit dem Kombinierten Elko ist mir heute Nacht auch eingefallen, dass der ja logischer Weise mit dem Gehäuse auf Masse liegt.

und ja, die 2,2 und 4,7n Kondis sind genau solche Papierkondensatoren, wie die anderen auch, nur kleiner.

Kondensatoren mit 400V habe ich leider ncht rumliegen.
Mich wundert, dass sich der "Röhrengeier" noch nicht eingeschaltet hat verwirrt .

Übrigens, es handelt sich um einen Weimar 5140A.

VG Marcus
Marcus
Einige Frage noch: welche Kondensatoren nimmt man für den Ersatz? Ich denke da an Folien- oder Styroflex. Wäre das ok? Und gibt es noch nen Tipp, wo man da fündig wird?

VG Marcus
wonni 1953
Hallo Marcus,
bisher habe ich immer hier:
Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar
gekauft. Diesen Tip gab es aber aus Leuben schon öfter.

VG Michael

P.S.: Wenn Dich das "Röhrenfieber" erst mal gepackt hat, brauchst Du immer wieder welche.
Goofi
Hallo Marcus,

Styroflex werden kaum noch hergestellt. Inzwischen haben Polypropylen-Folien-C ähnliche oder bessere Eigenschaften. Ob Du nun die vglw. günstigen prismatischen oder teurere axiale einlötest ist ausschließlich Geschmacksache. Sammler mögen die ersteren natürlich überhaupt nicht.

Für alle C, die nicht im Signalweg liegen wie bspw. Schirmgitter-Block-C sind die billigen Polyester-C völlig ausreichend.

VG René